Neue Ausgabe – Medizinhistorisches Journal

1e5962967dIn der aktuellen Ausgabe des Medizinhistorischen Journals finden sich zwei Artikel, die von Interesse für die H-Madness Leser sein könnten. Es handelt sich zum einen um einen Beitrag von Alexa Geisthövel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Berliner Charité, mit dem Titel Aktenführung und Autorschaft: Ärztliches Schreiben in der Subjektmedizin Viktor von Weizsäckers (1920er bis 1950er Jahre).

Abstract

(de) In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts artikulierten viele Ärzte das Bedürfnis nach einer erneuerten Medizin, die der leibseelischen ,,Ganzheit“ des Menschen Rechnung tragen sollte. Dies bezog sich nicht nur auf den Patienten, sondern auch auf den Arzt, dessen emotionale und hermeneutische Kompetenzen verstärkt zur Geltung kommen sollten. Anhand der ,,Subjektmedizin“ Viktor von Weizsäckers (konzeptionell und im Alltag der von ihm geleiteten klinischen Abteilungen) stellt sich die Frage nach der Umsetzung dieses Programms in einer zentralen ärztlichen Praxis, dem Schreiben, das zwischen arbeitsteiliger Aktenführung und der individuellen Autorschaft elaborierter Krankengeschichten changierte.

(en) Many physicians in the first half of the 20th century were seeking to create a renewed medicine which would promote psychophysical unity in humans. This related not just to the patient but also to the physician who was expected to make use of his / her emotional and hermeneutic faculties. Viktor von Weizsäcker’s “subject medicine“ (both its theory and the clinical departments he headed) offers an opportunity to examine how this program was put into practice. Focusing on writing as a central feature of medical routines, this paper asks to what extent physicians’ individual authorship of elaborate medical histories and management of records based on hospital labor divisions succeeded in shaping a new professional identity.

 

Der zweite Artikel trägt den Titel ,,Auf strengster wissenschaftlicher Grundlage“. Die Etablierungsphase der modernen Konstitutionslehre 1911 bis 1921 und ist von Nadine Metzger verfasst, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg tätig ist.

Abstract

(de) In den Jahren zwischen 1911 und 1921 etablierte sich die moderne Konstitutionslehre als interdisziplinäres Forschungsprogramm im deutschsprachigen Raum. Noch kaum berührt durch eine spätere holistische Interpretation und weit vor der ,,Krise der Medizin“ der mittleren und späten 1920er Jahre besaß ihr naturwissenschaftlich ausgerichtetes Konzept große Attraktivität, die ihren fächerübergreifenden Erfolg bedingte. Diese Arbeit untersucht Geschichte und inhaltliche Grundlinien der modernen Konstitutionslehre im deutschsprachigen Raum zwischen 1911, dem Jahr der öffentlichen Thematisierung auf dem Internistenkongress in Wiesbaden, über den Ersten Weltkrieg bis zu den ersten Lehr- und Einführungswerken von 1921.

(en) In the years between 1911 and 1921, modern constitutional medicine established itself as an interdisciplinary research program in German-speaking countries. Untouched by later holistic interpretations and still far from the ,,crisis of medicine“ of the late 1920s early constitutional medicine was very attractive due to its scientific self-characterisation. Thus, it became influential across the medical disciplines. This paper examines history and subject matter of German modern constitutional medicine in its first decade, starting in 1911, the year constitutional medicine was first publicly discussed by the Wiesbaden congress for internal medicine, including its development during World War I and closing with the first textbooks for medical students in 1921.

 

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