The new issue of NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin includes one article that could be of interest to H-Madness readers:
Geschlechternormen und Expertise. Geschlechterkonstruktionen in psychiatrischen Gerichtsgutachten im Deutschen Kaiserreich 1871–1914. The abstract on the publishers website reads:
Dieser Artikel beschäftigt sich mit Geschlechterstereotypen in psychiatrischen Gerichtsgutachten während des Deutschen Kaiserreichs 1871–1914. Wie gezeigt werden wird, lassen sich in diesen Gutachten vier auf das Geschlecht bezogene Narrative identifizieren. Einerseits wurden Frauen und Männer beschrieben, die den Geschlechterstereotypen der Zeit nicht entsprachen. Für diese nonkonformen Angeklagten wurde in den hier betrachteten Gutachten die Erklärung zur Unzurechnungsfähigkeit empfohlen. Andererseits wurden aber auch Männer und Frauen beschrieben, die sich konform zu den entsprechenden Stereotypen verhielten. Allerdings wurden in diesen Fällen „weibliche“ Frauen weiterhin tendenziell für unzurechnungsfähig erklärt, während „männliche“ Männer der Simulation einer Geisteskrankheit bezichtigt wurden, um einer Strafe zu entgehen. Ich werde argumentieren, dass diese Ergebnisse Grundannahmen der Feministischen Epistemologie stärken: sie zeigen erstens, dass psychiatrische Vorstellungen von Zurechnungsfähigkeit eng verbunden waren mit der der Norm des „männlichen“ Mannes, und zweitens, dass ein doppelter Standard bei der Beurteilung des Geisteszustands von Männern und Frauen angelegt wurde.